März 2020. Deutschland diskutiert über den sich ausbreitenden
Corona-Virus und Lehrkräfte, Schulleitungen und -träger stellen sich die
Frage: Was machen wir, wenn unsere Schule geschlossen wird? Wie gehen
wir vor, wenn unsere Fortbildung ausfallen muss? Wie kann man Lernen und Lehren online gestalten, ohne sich an physischen Orten zu treffen?
Dabei geht es keineswegs nur um „die Üblichen Verdächtigen“ – die Frage
beschäftigt schlagartig viele Akteure im Bildungsbereich, die bisher
wenig damit zu tun hatten. Das Thema wird fast über Nacht vom Randthema
zum Überall-Thema. Schnell und laut gibt es Antworten wie: Der
Unterricht wird einfach digital! Statt Tafeln gibt es den Bildschirm,
statt Lehrer gibt es Videos, Klassenarbeiten werden zu Online-Tests,
anstelle des Schulgebäudes gibt es die geschlossene Lernplattform und
statt der Klingel einen virtuellen Timer.
Wir finden: Pädagogisch ist es ein Armutszeugnis, wenn wir
Formen des Lernen und Lehrens, die in der analogen Welt schon von
gestern waren, jetzt auch noch digitalisieren. Zeitgemäßes
Lernen sieht anders aus: kollaborativ und kreativ, projektorientiert und
offen! Wer in diesem Sinne online lernt, macht sich selbstbestimmt auf
die Suche nach spannenden Themen, recherchiert und kuratiert
Informationen, bloggt, filmt oder podcastet, tauscht sich aus und
entwickelt gemeinsam mit anderen neue Ideen. Diese zeitgemäße Art zu
lernen, wird uns nicht gelingen, solange wir Online-Lernen sehr
traditionell denken: mit Lehrkraft hier und Lernenden dort, mit Input
und Wiedergabe und in geschlossenen Systemen. Statt dessen müssen wir
das offene Netz umarmen, Chaos und Selbstdenken zulassen und Vielfalt
fördern.
Unser Lernangebot ist eine Einladung an alle, die mit uns
diese zeitgemäße Form von Online Lernen praktisch erkunden, reflektieren
und weiterdenken wollen. Wir präsentieren keine fertigen
Antworten, sondern wollen gemeinsam Fragen stellen und uns auf die Suche
nach Antworten machen. Die Form ist eine Mischung aus Community und
(Un)-Kurs. Wir laden sowohl Newbies wie auch Fortgeschrittene ein. Es
reicht aus, wenn man eine Frage beitragen kann, an deren Antworten man
interessiert ist. Genau so willkommen sind Menschen, die ihr Wissen,
ihre Ideen und Erfahrungen weitergeben wollen.
Um mitzumachen sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Die Beteiligung
ist zeitlich flexibel. Du benötigst lediglich ein Gerät mit Zugang zum
Internet und Offenheit für Neues. Wir gehen davon aus, dass viele
schulische Akteur/innen an dem Lernangebot Interesse haben, aber auch
Menschen aus Hochschule, beruflicher Bildung, Erwachsenenbildung oder
außerschulischen Initiativen sind zur Beteiligung eingeladen. Wir
alle, auch die Erwachsenen, sind nicht nur Lehrende, sondern auch
Lernende bei der Frage, wie wir zeitgemäßes Lernen online gestalten
können.